Tracking im WWW und was man dagegen tun kann
// 12. 06. 2013
Die Berichte über das PRISM-Programm der US-Geheimdienste haben ja hinreichend Schlagzeilen gemacht (s. z.B. heise.de). Auch bei mir macht sich eine gewisse Resignation breit. Kann man das irgendwie stoppen? Kann man da 'was gegen machen?
Ja, man könnte auf die Nutzung des Internets verzichten. Oder auf's Telefonieren. Ist aber nicht wirklich machbar — vor allem, wenn man wie ich mit Softwareentwicklung sein Geld verdient.
Als Techie könnte ich auch ein paar Klimmzüge machen, um weniger Datenspuren im Netz zu hinterlassen. Ich könnte z.B. das Tor-Netzwerk) verwenden, um anonym im Netz zu surfen (auch, wenn das ziemlich langsam ist). Ich könnte auch für alle E-Mails eine GPG-Verschlüsselung verwenden. Für MacOS ist das sogar relativ komfortabel, aber schon auf meinem iPhone wäre es ziemlich umständlich. Und meine E-Mail-Empfänger müssten ebenfalls GPG verwenden. Ach ja ...
Dann bin ich aber noch über etwas gestolpert, was wirklich super-easy daherkommt und vielleicht auch etwas hilft: Ghostery. Ghostery verschlüsselt keine Webseiten-Besuche und auch keine E-Mails. Es setzt beim Surfern durch's WWW an und sorgt dafür, dass erst gar nicht so viele Daten entstehen.
Zur Erklärung: Wenn ich eine Website besuche, kontaktiert mein Browser zunächst den Server des Anbieters und fordert dort den Inhalt der Website an. Da der Server des Betreibers den Inhalt der Website an meinen Bowser zurückschicken muss (ich will ihn ja zu sehen bekommen), muss ich meine Adresse hinterlassen (die so genannte IP-Adresse meines Internet-Anschlusses). Das liegt in der Natur des WWW und lässt sich nicht verhindern. Ist aber vielleicht auch nicht so schlimm.
Viel schlimmer sind nämlich die vielen Tracker, die in eine WWW-Seite eingebaut sind. Tracker sind — vereinfacht erklärt — kleine, in die WWW-Seite eingebettete Programme, die meinen Seitenbesuch nicht nur an den WWW-Server des Seitenbetreibers melden, sondern an die zentrale Datenbank des Trackers. Google Analytics ist der wohl am weiten verbreiteste Tracker.
In der zentralen Datenbank des Trackers wird nun gespeichert, dass ich Website A und Website B und Website C usw. besucht habe. Der gravierende Unterschied zum Wissen um meinen Besuch bei den einzelnen Betreibern ist, dass auf diese Weise an einer zentralen Stelle alle meine Bewegungen im WWW zusammengeführt sind. D.h. während z.B. faz.net ggf. zwar weiss, dass ich da war, weiss faz.net aber nicht, dass ich auch auf heise.de war. Google Analytics hingegen schon.
Und noch 'was. Falls Ihr Euch schon mal darüber gewundert habt, dass wenn Ihr einmal ein Werbe-Banner für — sagen wir mal — Unterwäsche angeklickt habt, Euch ganz viele andere Websites nun auch Werbung für Unterwäsche anzeigen: das liegt daran, dass die ganze Werbung im WWW ebenfalls mit Trackern arbeitet. Ach ja, und die meisten Social-Plugins ebenfalls. Facebooks "I like that", Twitters "Tweet this" und wie sie alle heissen.
Kann man dagegen etwas tun? Ja! Ghostery ist ein einfaches Plugin für alle gängigen Internet-Browser und iOS, dass die ganzen Tracker, einen Großteil der Werbung sowie der Social-Plugins einfach deaktiviert. Ghostery analysiert den Code einer Webseite und wirft alles raus, was "nach Hause telefonieren" möchte. Ein kleines lila Fenster zeigt anschaulich, was alles (wundert Euch ruhig, wie viel da angezeigt wird).
Ich habe es installiert und bin bis dato sehr zufrieden damit. Und als kleinen Bonus ist das Surfen im Web auch noch spürbar schneller geworden.
P.S.: Ich weiss nichts weiter über Ghostery und die Firma, die dahinter steckt. Anscheinend verdienen die auch mit Werbung im Internet Ihr Geld. Man sollte daher die Funktion "Ghostrack" in Ghostery auf jeden Fall ausschalten.
P.P.S.: Ghostery blockiert standardmässig auch Typekit von Adobe. Wenn man Typekit blockt, bekommt man www.cucw.de nicht mit denjenigen Schriftarten zu sehen, die ich hier gerne verwenden würde. Ist aber ok — es macht die Seite nicht kaputt.
P.P.P.S.: Neulich gab es eine konzertierte Aktion einiger Redaktionen im Web, die darum gebeten haben, keine Adblocker zu verwenden. (s. hier, hier und hier Ghostery ist so ein Adblocker. Grundsätzlich kann ich die Intention der Online-Redaktionen nachvollziehen. Aber solange die Werbebanner auch immer aufzeichnen, welche Websites ich besuche und dies in einer zentralen Datenbank speichert, habe ich dabei große Bauchschmerzen.
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